Dass ich lange nichts mehr gepostet habe, spiegelt meine allgemeine Motivation in Hakodate wieder. Ich mache seit 4 Wochen gefühlt nichts. Davor ist fast jeden Tag etwas spannendes und neues passiert. Aber hier...? 
Nach einer Woche hatte ich bereits alles spannende gesehen und so habe ich mich vor mich hingelangweilt. Irgendwann ist mir dann aufgefallen, wie dringend ich diese mentale Pause eigentlich benötigt habe. Ich habe bisher so vieles erlebt und nie wirklich Zeit gehabt, das zu verarbeiten. In Yokohama hatte ich noch nicht so wirklich begriffen, dass ich jetzt wirklich in Japan bin. In Tokyo hatte ich viel zum Ansehen und nicht so viel Zeit dafür, habe es aber dennoch irgendwie hinbekommen. Und hier in Hakodate habe ich wenig zum Ansehen und viel Zeit. Und ja, mir ist bewusst, dass ich hier gerade auf hohem Niveau jammere. Genug zu mir, jetzt erzähle ich euch erst einmal was ich bisher in Hakodate gemacht habe!
Ich arbeite in einem Hostel, das Tune heißt. Es ist total nett, da auch eine Bar Teil des Hostels ist, in die auch Einheimische kommen. Im Tune selbst arbeitet eine Chinesin, mit der ich sehr viel Zeit verbracht habe. Ich habe ihr auch bei ihrer Arbeit geholfen. Sie ist zuständig für das Marketing im Hostel. Ich habe sie beispielsweise zu dem Yukura Schrein begleitet und wir haben ein Video dort gedreht. Oder wir waren gemeinsam in einer Bäckerei und sie hat mich dort gefilmt. Das war eine interessante Erfahrung gefilmt zu werden! 
In Hakodate gibt es auch einen Redbrick Distrikt, wie in Yokohama,. Das ist eine meiner Lieblingsgegenden hier und ich bin auch öfters zurückgekommen. Bei meinem ersten Mal hier habe ich durch Zufall ein Teddybärmuseum gefunden, das auch noch gratis war! 
Außerdem habe ich den botanischen Garten besucht. Das Besondere hier ist, dass es hier einen Onsen gibt, in dem ausschließlich Affen baden. Ja, genau, badende Affen! 
Der Vorteil an der Arbeit in einem Hostel: man kann man sehr leicht super liebe Menschen kennenlernen! So habe ich ein paar Tage mit einer Australierin verbracht! Wir waren wieder am Hafen, sind den Mount Hakodate mit einer Seilbahn hochgefahren, um die Aussicht zu genießen, und waren gemeinsam auf dem morgendlichen Fischmarkt und haben dort gefrühstückt. Dann musste sie auch leider schon wieder weiterreisen. 
Zwei Wochen später habe ich einen weiteren Australier kennengelernt, der mit mir zum Meer gegangen ist - es lag zu der Zeit Neuschnee, was das Ganze wunderschön gemacht hat. Außerdem waren wir auf dem Goryokaku Tower und haben uns den sternförmigen Park sowohl während des Sonnenuntergangs als auch bei Nacht von oben angesehen. 
Mit der Chinesin aus dem Hostel habe ich auch einen Ausflug nach Onuma zum National Park gemacht. Dort lag auch Schnee und der See war komplett zugefroren sodass man auf ihm laufen konnte!
Aufgrund meiner Langeweile hier bin ich einer Yogagruppe beigetreten und habe so auch wieder neue Menschen kennengelernt. Die Yogalehrerin ist super putzig und energiegeladen! Außerdem habe ich ein paar Amerikaner, die temporär in Japan wohnen, um Englisch zu unterrichten, kennengelernt. Der eine hat sich an mich gewandt und mich gefragt, ob ich ihm bei einem Englischcamp aushelfen möchte, da einige Helfer abgesprungen sind. Natürlich habe ich zugestimmt und es war richtig witzig mit den Schülern der junior high-school in Kikonai zu arbeiten!
Ab und zu war ich natürlich auch alleine unterwegs. Ich war im Goryokaku Park spazieren oder bin nach Oshima-Tobetsu gefahren, um mir dort ein Kloster in einem verlassenen Winterwunderland anzusehen. Das Kloster ist bekannt, da dort der Hokkaido Butter hergestellt wird. Ich bin auch durch Motomachi - quasi die Altstadt Hakodates - spaziert, um die englisch angehauchte Architektur zu bewundern. 

Mitte Januar wurde ich dann gefragt, ob ich mit nach Kikonai (ebenfalls in Hokkaido) kommen möchte, um mir dort das Misogi Festival anzusehen. Das Festival ist ein traditionelles Shinto Ritual, bei dem jedes Jahr 4 Schüler mehrere Male über drei Tage hinweg mit kaltem Wasser übergossen werden. Das Highlight findet am 3. Tag statt, wenn sich die Schüler im Meer reinigen. Ich war dort am 2. Tag und habe gesehen, wie die Schüler sich mindestens 4 Mal mit eiskaltem Wasser haben übergießen lassen. Es hatte ungefähr -10°C und die Männer haben nur einen Lendenschurz getragen. Ich habe schon gefroren beim Zusehen!

Zuvor war die kleine Reisegruppe - bestehend aus Gästen vom Tune und einem weiteren Hostel in Hakodate - im Rathaus von Kikonai zu Besuch und durften dort an einigen Workshops teilnehmen. Ich habe mich daran versucht Origami-Kraniche zu falten und ein japanisches Spiel zu spielen (ich habe leider den Namen vergessen).

Zu dem Festival selbst sind wir in einem Laternenumzug durch die ganze Stadt gelaufen. Ich habe mich ein bisschen gefühlt wie auf einem Sankt Martins Umzug, auch dieses Mal ist mein Teelicht in der Mitte des Umzugs ausgegangen!

Zum Abschluss gab es dann noch ein japanisches Feuerwerk! Feuerwerke hier sind ganz anders. Sie machen keinen unerträglichen Lärm und es finden nur zu speziellen Anlässen welche statt. 

Zuletzt noch ein paar Bilder von den lieben Menschen, die ich hier kennenlernen durfte! ♥️

Drei Tage in Sapporo 


In Hakodate habe ich zwei Amerikaner kennengelernt, die ich in Sapporo wiedergetroffen habe. Gemeinsam sind wir nach meiner sechsstündigen Busfahrt dann nach Otaru gefahren. Wir waren alle so müde aber sobald wir das Schneefestival gefunden hatten, waren wir zu begeistert um müde zu sein. Es war so wunderschön! Wir waren so fasziniert, was man alles aus Eis machen kann! Am schönsten fand ich die Schneelaternen, die mit getrockneten Blumen verziert waren! Es gab auch eine Eisrutsche, die man auf einem Reifen runterrutschen konnte. Natürlich habe ich das gemacht! Otaru an sich ist ein total putziger Ort, durch den wir auf der Suche nach Essen geschlendert sind. Als wir dann wieder zurück in Sapporo waren, haben wir uns eingebildet, wir bräuchten jetzt noch ein Desert. Leider war es schon recht spät, aber nachdem es hier Läden gibt, die super lange geöffnet sind, haben wir nach 30 Minuten ein Café gefunden, in dem wir ein Parfait gegessen haben. Parfaits sind total angesagt und richtig gut! Danach haben sie mich noch bis zurück zu meinem Hostel gebracht, was ich total putzig fand, obwohl das die entgegengesetzte Richtung zu ihrem eigenen Hostel war. 

Den folgenden Nachmittag habe ich alleine verbracht, da meine Freunde ausschlafen wollten. Für mein Frühstück bin ich 3 Kilometer zu einem vegetarischen Restaurant gelaufen, was total schön war, weil ich dadurch einen Teil der Stadt gesehen hab, den ich sonst glaube ich nicht besichtigt hätte. Das Essen war so gut! Am Nachmittag habe ich einen Schneemann im Odori Park gebaut, der einen anderen Gesellschaft leisten konnte. Danach bin ich, sehr kompliziert, zu der Ishiya Schokoladenfabrik gefahren, um festzustellen, dass ich die Schokokekse der Fabrik bereits kenne, da meine japanisch Lehrerin mal welche mitgebracht hatte. Leider bin ich zu spät dort angekommen, sodass ich nicht mehr an einer Führung durch die Fabrik teilnehmen konnte. Ich bin nur durch den Garten gelaufen und habe mir das noch geöffnete Gebäude angesehen. Dann bin ich wieder zurück nach Odori gefahren, um mich mit meinen Freunden zu treffen. Gemeinsam sind wir auf den Sapporo TV Turm gefahren und zum Glück konnte man trotz starken Schneefalls dennoch die Aussicht genießen! Ich fühle mich jedes Mal unglaublich schlecht, wenn ich mit jemandem Essen gehe, da es so schwer ist ein Restaurant mit vegetarischen Optionen zu finden. Meine Lösung: eine Schüssel Ramen bestellen - nicht die mit der Schweineknochenbrühe, sondern der Misobrühe -, das Fleisch rausnehmen und weitergeben. Ich habe Essen ohne Fleisch und die andere Person freut sich über mehr Fleisch. Genauso haben wir es auch gemacht. Danach haben wir in einem anderen Café super gutes Parfait gegessen und uns voneinander verabschiedet. Ich bin so froh, dass ich die zwei kennenlernen durfte! Wir hatten so gute Gespräche über alles mögliche! Ich hoffe, dass ich sie mal wieder sehen kann. 

Meinen letzten ganzen Tag in Sapporo habe ich mit einer Reise - ich habe die blöde Bushaltestelle am Bahnhof nicht gefunden, zwei Busse verpasst und bin dann letztendlich Metro und mit dem Bus ab einer anderen Station gefahren - zu einem Levis Outlet begonnen. Eine meiner beiden Hosen hat bereits im Januar begonnen sich aufzulösen. Ich habe sie mehrere Male geflickt aber es die Nähte haben sich immer mehr aufgelöst. Ich habe versucht eine Hose in normalen Läden zu finden. Ich habe bei Damen nicht einmal anfangen müssen zu schauen, da jede Hose eine Handbreite unterhalb meines Knies aufgehört hat. Also zu den Männerhosen und keine Chance, ich bin zu groß für so vieles hier. Das hat mich mega frustriert! Bis ich dann das Outlet durch Zufall gefunden habe und siehe da, es gab zwar nur eine einzige Hose in der Länge, die ich brauche, und der Verkäufer musste auch im Lager danach suchen aber jetzt habe ich wieder eine Hose! Ja, ich weiß, kleinere Menschen denken jetzt "was für eine Überdramatisierung" aber das ist echt nicht so einfach. Nicht einmal daheim und hier erst recht nicht! Danach bin ich zu dem Hokkaido Museum of Modern Art gefahren und habe mir dort eine Sonderausstellung über Hokkaido der letzten Jahrhunderte angesehen. Leider waren fast alle Erklärungen auf japanisch. Wenn mich allerdings etwas wirklich interessiert hat, habe ich einfach Google Übersetzer benutzt. Dann war mein Tag auch schon vorbei. Ich bin zurück zum Hostel gelaufen und habe mich mit zwei super lieben Australierinnen in meinem Dorm unterhalten. 

Mir hat Sapporo echt gut gefallen! Vieles habe ich allerdings nicht gemacht, wie auf den Mount Moiwa zu wandern, da es zu viel geschneit hat dafür, sodass es sich nicht gelohnt hätte.